iBook Akku Notrettung

Diese Anleitung beschreibt wie man einen tiefentladenen iBook Akku (Li-Ion - Apple Modellnummer m7426 bzw. m7621G/A - ob m6392 und m8433 genauso aufgebaut ist entzieht sich meiner Kenntnis) eventuell wieder zum Leben erwecken kann. Inwiefern man diese Anleitung auf andere Akkutypen, eventuell sogar anderer Hersteller, übertragen kann weiss ich nicht, aber prinzipiell sollte es mit allen Akkus funktionieren, die die gleichen Li-Ion Zellen verwenden (siehe weiter unten). Generell muss ich aber erst dringend folgendes vorwegschicken:

Alle hier beschriebenen Verfahren, Methoden und Techniken werden ohne jegliche Garantie auf Erfolg vorgestellt. Ein eventuelles  Nachmachen erfolgt komplett auf eigene Gefahr und eigene Haftung. Der Autor kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn bei jemandem der Akku oder das Notebook explodiert oder sonst wie Schaden nimmt. Wer nicht über geeignetes handwerkliches Geschick verfügt sollte die Finger davon lassen!

Wann kann man das hier vorgestellte anwenden? Wenn man ein tiefentladenes Li-Ion Apple Akkus m7426 (bzw. m7621) hat. Das sind die Akkus für die iBooks der ersten Generationen (die runden bunten Apple iBooks). Eventuell kann es auch sinngemäß auf Akkus anderer Hersteller mit den gleichen Zellentypen angewendet werden.

Wann ist ein Akku tiefentladen? Li-Ion Akkus müssen über eine bestimmte Zellengrundspannung verfügen um geladen werden zu können. Werden Li-Ion (bzw. Li-Polymer) Akkus über eine zu lange Zeit gelagert ohne aufgeladen zu werden fallen sie unter diese kritische Zellengrundspannung und können dann nicht wieder geladen werden. Versucht man z.B. das benannte Apple Akku im iBook zu laden, versucht die Ladeelektronik dies etwa 10-15 Minuten lang, danach gibt das iBook (bzw. die Ladeelektronik im Akku) auf. Dies ist daran zu erkennen, daß (unter Mac OS X) im Akku-icon ein "x" erscheint. Selbst wiederholtes Versuchen des Ladevorgangs führt zu keinem Erfolg.

Mac OS X desktop with no battery icon

Wie kann man das Akku nun wiederbeleben? Normalerweise heisst es, wenn das passiert ist das Akku tot und man muss es wegwerfen. Ein neues Akku dieses Typs in Deutschland zu bekommen ist äußerst schwierig. So ist es auch mir ergangen, und da musste ich zur Selbsthilfe greifen. Nach ausgiebiger Studie der Technik von Li-Ion Akkus, die man so im Internet findet, haben sich 2 Möglichkeiten herauskristalliert. Eine Seite die das  Problem von tiefentladenen Akkus direkt beschreibt konnte ich nicht finden, so habe ich hier einfach alles zusammengetragen was ich gefunden habe und was ich durch experimentieren selbst herausgefunden habe.

Möglichkeit 1: Akku "Kickstarten"
Möglichkeit 2: Akku einfrieren

Akku kickstarten:
Beim Kickstarten werden die Akkuzellen für 15-25 Sekunden unter Umgehung der Ladeelektronik direkt mit Spannung von aussen versorgt um sie über die kritische Spannungsschwelle zu heben. Das hält nur für sehr kurze Zeit, aber lang genug um den Akku dann wieder im Notebook laden zu können. Zum kickstarten müssen wir den Akku öffnen. An Werkzeug brauchen wir einen flachen Schraubenzieher, etwas Kraft in den Fingern, einen 9 Volt Block und 2 Kabel.

Bevor wir zur Tat schreiten noch ein bischen was zur Anatomie unseres Akkus:
Es ist ein Stabakku mit einer Gesamtspannung von 14.4Volt und einer Gesamtenergie von 3600mAh. Organisiert ist das Akku in 4 in Reihe geschaltete Doppelzellen. Jede Doppelzelle besteht aus 2 parallel geschalteten Li-Ion Zellen (2 * Sony Energytec US18650GR 3.6V 1800mAh). Jede dieser Doppelzellen ist an die akkuinterne Ladeelektronik gekoppelt (diese befindet sich in dem kleinen Steg neben dem Anschluß). Die Akkuzellen, die Ladeelektronik und der Anschluß liegen in 2 Plastikschalen die mit etwas Kleber eingestrichen sind, ineinandergreifen und damit das Gehäuse bilden.

Wie öffnet man den Akku?
Mit viel viel Vorsicht. Man darf auf keinen Fall die Zellen beschädigen. Falls dies doch eintreten sollte, muss man den Akku sofort entsorgen. Beschädigte Akkuzellen können schnell explodieren und dürfen nicht mehr geladen werden. Der Inhalt der Li-Ion Zellen ist übrigens alles Andere als gesund, den Kontakt damit auf jeden Fall meiden!

closed akku

Zum Öffnen drehen wir das Akku mit der Schrift nach unten, mit dem Anschluss von uns weg. Die transparente Plastikzunge zum Entnehmen des Akkus aus der Halterung im Notebook zeigt nun zu uns. Bei genauem Hinsehen sieht man einen kleinen Spalt über der Lasche.

ibook akku before opening

Wir setzen nun den Schraubenzieher in der Mitte oberhalb der Plastikzunge an und schieben ihn 2 bis 3 Millimeter ganz knapp von unten nach oben unter die (nun obere) Abdeckung. Dadurch hebt sich der Plastikdeckel leicht an.

opening akku first stage

Nun braucht man etwas Geschick. Mit den Fingern ziehen wir nun den Deckel weiter nach oben, ganz langsam und vorsichtig. Man sollte versuchen so wenige der Haken die die beiden Plastischalen aufeinanderhalten wie nur irgend möglich abzubrechen, wir brauchen sie nachher noch um den Akku wieder zu verschliessen.

opening akku second stage

Wir sollten uns eine Seite des Akkus aussuchen, an der wir ihn zuerst öffnen. Entweder links oder rechts. Aber man sollte zuerst die Seite öffnen auf der die Lasche ist. Man muss die Plastikschalen mit etwas Kraft auseinanderziehen. Beim Auseinanderziehen löst sich der Deckel von den Akkuzellen, dabei gibt es knackartige Laute, wenn sich der Kleber am Deckel von den Zellen löst. Darauf achten, dass der untere Teil mit den Akkuzellen nicht geknickt wird. Das Ganze langsam, vorsichtig und nicht ruckartig machen!

opening akku third stage

Am Steg mit dem Anschluss (auf der Vorderseite) muss man vorsichtiger sein, daß man nichts abbricht. Wenn der obere Deckel sich gelöst hat, legt man den Akku vor sich hin.

ibook akku open

Wenn der Anschluss von einem wegzeigt (siehe oben), ist auf der rechten Seite der Pluspol der Akkuzellen, auf der linken Seite der Minuspol. Wenn man mit einem Voltmeter misst, wird man bei einem tiefentladenen Akku eine Spannung < 3 Volt feststellen. Meist sogar < 1 Volt.

ibook akku discharged

Nun muss man den Pluspol der 9 Volt Batterie mit dem Pluspol der Akkuzellen (ganz rechts am Akku) und den Minuspol der 9 Volt Batterie mit dem Minuspol der Akkuzellen (ganz links am Akku) für 15-25 Sekunden verbinden (Nicht länger, sonst schädigt man die Zellen).

ibook akku during kickstart

Danch die Batterie wieder vom Akku entfernen. Nun etwa 20 Sekunden warten. Dann wieder mit dem Voltmeter messen. Die Spannung muss nun > 4 Volt sein.

ibook akku after kickstart

Jetzt sollte man den Akku innerhalb von 2 Minuten wieder zusammenbauen. Einfach den abgelösten Deckel wieder aufsetzen und vorsichtig zudrücken. Dann den Akku ins iBook einsetzen und den Ladevorgang beginnen. Nach einer Initialisierungsphase von ca. 8 Minuten müßte der Akku nun wieder zum Leben erwachen und sich laden lassen. Man sollte den Akku nun etwa 5-6 Stunden laden lassen.

Mac OS X desktop with reactivated battery

Den Ladevorgang sollte man von Zeit zu Zeit kontrollieren (durch Klicken auf das Batterie-Icon von Mac OS X). Schlägt die Aktivierung des Akkus fehl, kann man den Vorgang (also Akku zerlegen und neu kickstarten) in Abständen von je 3 Stunden noch einmal probieren. Sollte allerdings auch der 3te Versuch fehlschlagen ist der Akku wohl leider ganz kaputt. (Bisher habe ich das aber noch bei keinem Akku erlebt). Sollte alles klappen, wovon ich ausgehe, daran denken, daß der Akku erst nach 5-6 Lade-/Entladezyklen sich der vollen Kapazität annähert. Bitte den Akku nicht ganz entladen, das schadet ihm in dieser frühen Phase. Den Akku nicht tiefer als 30% entladen und dann wieder voll aufladen in einem ganzen Stück (Generell sollte man Li-Ion Akkus nie ganz entladen). Die gesamt erreichbare Kapazität hängt aber in jedem Fall von der Vorgeschichte des Akkus ab, von alten Akkuzellen kann man auch durch diese Rosskur keine Wunder erwarten!
 
Akku einfrieren:
Klingt komisch funktioniert aber auch (zumindest bei dem einen Akku bei dem ich es ausprobiert habe). Dazu sollte man den Akku absolut dicht in einer Gefriertüte einpacken. Dabei sollte man versuchen möglichst alle Luft aus dem Beutel zu pressen, um möglichst gefrorene Luftfeuchtigkeit zu vermeiden (evtl. leichtes Vakuum). Nun den Akku für 2 Tage (48 Stunden) ins Gefrierfach legen. Danach den Akku aus dem Gefrierfach holen, auspacken und für min. 6 Stunden auftauen lassen. Jetzt den Akku ins iBook einsetzen und laden. Ich habe es bei einem Akku probiert (insgesamt hatte ich bisher 4 Akkus zur Verfügung. 3 habe ich gekickstartet und 1 eingefroren) und es hat funktioniert. Dieses Verfahren kann evtl. bei betagten Akkus (für eine gewisse Zeit) auch wieder für neuen Schwung sorgen.

Viel Glück beim Wiedererwecken Ihres iBook Akkus.

© 2004 Roland Schwingel. Letzte Änderung:15.03.2004